PROVINZGESCHNATTER online (56): Was haben Königs, was den anderen fehlt…


Ganz sicher tragen die Herren Grimm die Verantwortung für meine frühkindliche Prägung in Hinsicht auf alles was Prinzen, Prinzessinnen, Frösche und Krönchen betrifft.

So gestehe ich, ohne rot zu werden, dass ich spätestens seit Lady Di und Prinz Charles im Juli 1981 heirateten, ein großer Fan europäischer Königshäuser bin.

Nun wissen wir ja alle zur Genüge, dass diese Märchenhochzeit alles andere als die Krönung einer großen Liebe war, aber in meinem romantisch verdillerten Mädchenhirn sind seither Glitzer, Pracht und große Liebe untrennbar mit Königs verbunden.

Was habe ich die unschuldige Diana verehrt, wie sie da in ihrem durchsichtigen Rock mit diesem Kind auf dem Arm irgendwo in England steht.

Ich fand ihre Verliebtheit in diesen verstaubten Briten so unverständlich wie faszinierend und verfolgte die Märchenhochzeit in der Saint Paul`s Cathedral gebannt auf dem Bildschirm.

Ich habe mit ihr gelitten und diesen Prinzenfrosch gehasst, als ihre Ehe zerbrach.
Eigentlich hätte man annehmen können, dass mein frühkindlicher Monarchieschaden damit geheilt wäre.

Doch weit gefehlt, denn Europa verfügt über reichlich Königshäuser.

Spaniers, Schwedens, Dänens, Jungenglands … alles nette Leute.

Aber meine größte Sympathie gehört nicht erst den Oranjes, seit Maxima Europa betreten hat.

Ich liebe Holland. Wasser, Windmühlen, Grachten … Hach ich komme aus dem Schwärmen nicht heraus.
Und dann diese Königs!

Sie wirken immer so natürlich, so wenig royal, so echt.
Bei Mama Bea kam in mir immer der Gedanke auf, dass sicher jeder an ihrer Kaffeetafel willkommen wäre.
Na gut, abgesehen mal von Maximas Papa. Aber der hat es nicht besser verdient, finde ich.

Und dass die gute alte Königin der Schwiegertochter nachschnüffeln ließ, Schwamm drüber! Denn ich bin sicher, das würde jede Schwiegermutter gerne tun, schließlich kann auch Frau König nie sicher sein, dass der Stammhalter das Beste bekommt, was der Markt zu bieten hat.

Und in diesem Fall schien dann wirklich Liebe zu siegen.

Ich erinnere mich noch an diese gefühlvolle Hochzeit, die ich, eigentlich hätte ich es mittlerweile besser wissen sollen, wiederum gebannt am Bildschirm verfolgte.
Die Tränen, welche die fröhliche Maxima vergoss und die liebevollen Blicke ihres Prinzen habe ich nicht vergessen.
Ein Märchen eben.

Denn obwohl diese Traumhochzeit inzwischen mehr als zehn Jahre zurückliegt, hat es nach meinem Wissen keine nennenswerten Skandälchen gegeben.
Im Gegenteil: Wann immer diese Königs von sich reden machten, sah man fröhliche, lachende Gesichter, an denen nichts aufgesetzt wirkte. Nur innig.

Und nun sind sie König!

Ein Ereignis, welches ich wieder gebannt vor der Flimmerkiste verfolgte.
Und auch hier wieder diese Innigkeit trotz des Ernstes der Situation. Ergreifend.

Was mich aber am meisten verblüffte, war dieses Meer aus Orange nicht nur vor dem Palast, sondern scheinbar in ganz Holland. Die gesamten Niederlande schienen Königs zu feiern.

Auch hier war von Krawallen, Querelen und sonstigen Ausschreitungen nichts bekannt. Die weißgekleideten Anti-Königs waren jedenfalls zu wenige, um wirklich aufzufallen.

Sicher, auch Königreiche funktionieren nicht perfekt, aber ich kann mich nicht erinnern, dass die Amtsübernahme eines hiesigen Bundespräsidenten, Kanzlers oder auch nur eines Ministerpräsidenten zu irgendwelchen Feierlichkeiten oder gar Menschenaufläufen vor den jeweiligen Amtssitzen geführt hätte.

Woran liegt das?

Kann es sein, dass Königs dazu verdonnert sind, zu dem zu stehen, was sie sagen? Weil König zu sein lebenslange Verpflichtung bedeutet, für sein Land einzustehen und dieses zu repräsentieren.

Herr Kanzler und Frau Minister bringen dagegen die eine oder andere Amtsperiode hinter sich und der gemeine Wähler kann von Glück reden, wenn die Versprechen des von ihm Gewählten nur in Vergessenheit geraten und nicht ins Gegenteil gewandelt werden, sobald die Wahlurnen geleert sind.

Mag sein, dass mein frühkindlich monarchiegeprägtes Mädchenhirn mich zu derlei Gedanken verleitet, aber der renomierte Nachrichtensender, der die niederländische Amtsübernahme live übertrug, veranstaltete nebenbei eine nicht repräsentative Umfrage zur Meinung des gemeinen Mitbürgers, ob Deutschland eine Monarchie guttun würde.

Die nichtrepräsentativen Mitbürger waren zu etwa 70 Prozent (!) der Meinung, dass Königs tatsächlich etwas haben, was Ministern fehlt … Denn sie würden Königs den hiesigen Präsidenten vorziehen.

Bis die Tage
eure Pauline

Seit 24. Februar 2012 gibt es “Provinzgeschnatter” in der

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